Geschichtsforum Alsweiler:
Morgen noch wissen, was gestern geschehen ist …
Im Dienste der Geschichte
Ein Selbstporträt des Geschichtsforums Alsweiler e.V.
Die Initiative ging von Raimund Kirz aus, und er wandte sich an den damaligen Ortsvorsteher Herbert Schmidt. Daraufhin erschien am 19. Februar 1975, gut ein Jahr nach Inkrafttreten der saarländischen Gebietsreform, bei welcher Alsweiler nach Jahrhunderten seine Selbständigkeit als Gemeinde verloren hatte und Teil der Kommune Marpingen geworden war, im Lokalteil der »Saarbrücker Zeitung« eine kleine Notiz. Darin forderte der Ortsvorsteher Herbert Schmidt alle interessierten Dorfbewohner auf, sich am folgenden Tag, einem Donnerstag, im Katholischen Pfarrheim zur Gründung eines Arbeitskreises für Heimatforschung einzufinden.
Als erste Aufgabe wurde der Aufbau eines heimatkundlichen Archivs genannt, das nicht nur Texte, sondern auch Tonbandaufnahmen, Filme und Fotografien aus Vergangenheit und Gegenwart des Dorfes enthalten sollte. Außerdem wollte man eine Ortschronik zusammenstellen.
An der Versammlung beteiligten sich 13 Personen. Raimund Kirz, der schon 1962 im Gemeinderat die Gründung eines heimatkundlichen Ausschusses angeregt hatte, wurde zum ersten Vorsitzenden der neuen Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde gewählt.
Als erstes Projekt planten er und seine Mitstreiter eine heimatkundliche Ausstellung im Pfarrheim vom 11. bis 19. September 1976, die auf Anhieb zu einem außerordentlichen Erfolg wurde.Vier Jahre später, 1980, erschien unter der Regie von Peter Weber die erste Folge der »Heimatkundlichen Beiträge«, das Heft befasste sich mit der Frühgeschichte und der Römerzeit und behandelte auch schon den Vicus im Wareswald, der erst 20 Jahre später durch die dann begonnenen Ausgrabungen weithin bekannt wurde. Außerdem untersuchte man die hergebrachten Hausnamen und sammelte mundartliche Ausdrücke in einem Wörterverzeichnis, das eine einmalige Schatzkiste darstellt.
Zum 200. Gründungsjubiläum der Pfarrgemeinde im Jahr 2005 verfasste man schließlich die Geschichte der Pfarrei St. Mauritius Alsweiler.
In ähnlicher Weise hat sich Edmund Groß als Erforscher der Alsweiler Baugeschichte bewährt. Sein im Jahr 2004 veröffentlichtes Buch »Versunkene Welten« dokumentiert in mehr als 80 Zeichnungen aus über 20 Jahren und in mehreren Aufsätzen die städtebauliche, gesellschaftliche und architektonische Entwicklung des Dorfes in einer Weise, wie dies nur wenige Ortschaften vorweisen können. Bleibende Verdienste hat Edmund Groß sich außerdem um das Hiwwelhaus erworben, dessen Rettung und Sanierung der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde und dem am 21. Dezember 1985 aus ihr hervorgegangenen Verein für Heimatkunde stets ein zentrales Anliegen war.
Auf Initiative des Vereinsvorsitzenden Peter Weber und des damaligen Ortsvorstehers Richard Dewes, gelang es mit Unterstützung des Bürgermeisters Werner Laub und des saarländischen Kultusministers Prof. Diether Breitenbach, das Hiwwelhaus als ältestes Fachwerkhaus des Saarlandes zu erhalten und zu einem dörflichen Kulturzentrum zu machen. Zum zehnjährigen Bestehen des renovierten Hiwwelhauses luden der Verein für Heimatkunde und der Hiwwelhausverein 2008 zu einem Tag der offenen Tür und boten ein abwechslungsreiches Kulturprogramm. Der 300. Jahrestag des Wiederaufbaus des Hiwwelhauses war 2012 Anlass für die Vereine mit einer ganzen Serie von Veranstaltungen und einer eigenen Veröffentlichung das Gebäude gebührend zu feiern. Zum großen Historischen Markt im Juni 2012, der gemeinsam mit der Gemeinde Marpingen veranstaltet wurde, fanden sich bei strahlendem Wetter Tausende ein, die nicht nur im Hiwwelhaus, sondern auch auf der Straße Am Reitersberg mit musikalischen, kulinarischen und informativen Angeboten verschiedenster Art versorgt wurden.
Weitere Höhepunkte der Vereinsgeschichte waren die Veröffentlichungen von Robert Groß, der 1992 mit seinem Alsweiler Familienbuch ein Standardwerk von unschätzbarem Wert vorlegte.
Eine Rarität von eigenem Charme stellen zwei Bände mit dörflichen Anekdoten dar, die 2006 und 2010 veröffentlicht wurden. Herbert Ames hatte in jahrelanger Arbeit mehr als 200 dieser kleinen Geschichten gesammelt, um so die dörfliche Erzähltradition vor dem Vergessen zu bewahren. Der Musiker und Maler Hans-Jakob Trost fertigte dazu kongeniale Illustrationen und schuf Porträts der Hauptfiguren.
Neue Wege beschritt der Verein für Heimatkunde 2007 mit dem von Tom Störmer grafisch anspruchsvoll gestalteten »Alsweiler Almanach«, der erstmals eine Karte des Schaumberger Landes aus dem Jahr 1737 vorstellte. Geschaffen hatte sie der Militärgeograph Jean-Jacques Naudin im Auftrag des französischen Königs. Es ist die bisher älteste Darstellung der Ortslage Alsweilers, auch die Nebenstraßen und alle Häuser sind zu erkennen. Unter den Aufsätzen zu verschiedenen Themen findet sich auch ein Bericht von Bernd Brill über das Speiersch Haus, das neben dem Hiwwelhaus das wertvollste historische Bauwerk in Alsweiler sein dürfte. Nach dem Erwerb durch die Gemeinde Marpingen begannen Mitglieder des Vereins, allen voran Joachim Pees und Bernd Brill, im Februar 2006 mit der Erforschung des Gebäudes.
Ein weiterer Schwerpunkt der Vereinsarbeit war die Betreuung des Vereinsarchivs, das nach der Schließung der Alsweiler Grundschule zunächst ausgelagert werden musste und dann 2012 eine neue Unterkunft im früheren Kindergarten beim Pfarrheim fand. Die Dokumente wurden seit der Vereinsgründung gepflegt und erweitert, beispielhaft ist dafür der jahrelange Aufbau des Fotoarchivs durch Raimund Kirz, Armin Neis, Herbert Schmidt und Klaus-Dieter Staub. Die systematische Neuordnung der stetig wachsenden Bestände und ihr Ausbau zu einem Dorfarchiv stellen derzeit und in Zukunft eine der entscheidenden Herausforderungen dar.
Gleiches gilt für die Gewinnung von jüngeren Menschen für die Vereinsarbeit. Mit einer Ferienfreizeit unter dem Motto »24 Stunden im Hiwwelhaus«, die von Wolfgang Simon geleitet wurde und bei der zehn- bis 14-jährigen Zielgruppe begeisterten Widerhall fand, ist bereits ein Schritt in diese Richtung getan worden.
Im Jahr 2016 stellte der Vorsitzende Tom Störmer einen Antrag zur Förderung und zur Errichtung eines digitalen Dorfarchivs an die Initiative Land(Auf)schwung. Dem Antrag wurde stattgegeben und der Aufbau eines digitalen Dorfarchivs wurde mit einer stattlichen Summe gefördert. So konnte der Verein zwei Hochleistungsscanner und eine neue Computeranlage anschaffen und mit der Digitalisierung beginnen. Hier taten sich vor allem Werner Holzer mit fachmännischem Know-how und Peter Ohlmann hervor, die mit viel Herzblut und Engagement die Initiative vorantreiben. In den ersten drei Jahren wurden bereits mehr als 20.000 Fotos und zahllose Akten digitalisiert, die nun nach und nach verschriftet werden und in absehbarer Zeit, zumindest teilweise der Öffentlichkeit zugänglich sind.
2020 traf uns alle völlig unvorbereitet die Covid-19-Pandemie, die alle Vereinsaktivitäten über zwei Jahre komplett lahmgelegt hat. Mittlerweile war auch unser Vereinsraum im Kindergarten etwas in die Jahre gekommen. Die Gemeinde ließ im Frühjahr 2022 das gesamte Gebäude mit neuen Fenstern und Jalousien ausstatten.
Den Vorsitz des Vereins, der sich seit 2014 »Geschichtsforum Alsweiler e.V.« nennt, führten bis zum Jahr 2003 Raimund Kirz und Peter Weber, von Juli 2003 bis November 2015 hatte Klaus Brill dieses Amt inne. Nun führt Tom Störmer den Verein. Die Zahl der Mitglieder hat sich über Jahre hin kontinuierlich erhöht und liegt derzeit bei 44.
Im Jahr 2022 verstarben mit Edmund Groß und Raimund Kirz zwei verdiente Mitglieder unseres Vereins.